Orthopädische Einlagen für Kleinkinder – ratsam oder nicht?
Es ist schön zu sehen, wenn sich Eltern Gedanken um die Gesundheit ihrer Kinder machen. Man will ja schließlich für seine Kinder nur das Beste. Ich höre in der Meistersprechstunde von Eltern oft Fragen zum Kauf des richtigen Schuhwerks und ob denn ihr Kind gesunde Füße habe oder nicht. Diese Fragen beantworte ich gern, denn es gibt mir die Möglichkeit, den Eltern Tipps zum richtigen Schuhkauf zu geben und so manche Sorge zur Entwicklung der Füße ihres Kindes zu zerstreuen. Es kommt manchmal auch vor, dass Eltern mit einem Einlagenrezept für ihr Kind ins Geschäft kommen, obwohl das Kind noch nicht einmal richtig laufen gelernt hat. Damit tut man seinem Kind im Normalfall keinen Gefallen. Im Gegenteil, man verhindert im schlimmsten Fall eine normale und gesunde Entwicklung der Füße. Damit sich ein normales Gangbild, eine ordentliche Muskulatur sowie straffe Bänder und Sehnen ausbilden können, ist ein möglichst unverfälschter Bodenkontakt der Füße und natürlich Bewegung notwendig. Nur so kann das Kind über verschiedene Wahrnehmungen wie z. Bsp. den Tastsinn richtig lernen zu gehen und seine Muskulatur ausbilden.Das Gehirn erhält über Nervenstränge Meldungen der Sensoren u. a. der Füße sowie des Gleichgewichtsorgans, verarbeitet diese und steuert dann über die Muskulatur unsere Gehbewegungen. So wird aus anfänglich taumelnden und unsicheren ersten Schritten mit der Zeit ein sicherer Gang. Was so einfach klingt, ist in Wirklichkeit ein recht komplizierter Prozess und würde, wenn man den Vergleich mit einem Roboter zieht, eine unglaubliche Rechenleistung des Prozessors erfordern. Das Gehirn lernt aus den Erfahrungen der Bewegung und verbessert unser Gangbild. Diese Erfahrungen sollten möglichst unverfälscht gemacht werden. Dabei sind Schuhe oder gar Einlagen oft nur hinderlich. Barfuss oder in rutschfesten Socken erkundet sich die heimische Welt sowieso besser.
Natürlich gibt es auch Ausnahmen bei ernst zu nehmenden Erkrankungen (oft angeborene Krankheitsbilder), bei denen eine zeitige Einlagenversorgung unabdingbar ist! Diese werden hier auch nicht in Frage gestellt. Wenn Sie sich unsicher sind, sprechen Sie mit Ihrem Kinderarzt bzw. mit einem auf Kinder spezialisierten Facharzt für Orthopädie. Die meisten Kinder kommen aber mit gesunden Füßen auf die Welt und entwickeln erst später Fehlhaltungen z. Bsp. durch falsches Schuhwerk, Bewegungsmangel, Übergewicht usw. Also lieber mit der Verwendung von Einlagen warten, bis die Füße etwas größer sind und man besser erkennen kann, ob eine Erkrankung oder Fehlhaltung vorliegt. Dann kann man sinnvoll und gezielt Einlagen einsetzen, welche auch wirklichen Nutzen bringen.
Das Vorschulalter ist meist ein geeigneter Zeitpunkt zu erkennen, wo die körperliche Entwicklung des Kindes hingeht und ob man in diese Entwicklung eingreifen muss.
Der beste Weg ist meiner Meinung nach: Nicht verrückt machen lassen, aber immer dran bleiben!
In diesem Sinne,
Ihr Orthopädieschuhmachermeister
Thomas Becker