Orthopädische Einlagen für Kleinkinder – ratsam oder nicht?
Erst einmal vorausgeschickt:
Es ist wirklich wunderbar, dass Ihnen der Gedanke einfällt! Immer wieder schön zu hören, wenn Eltern sich (präventiv) so gute Gedanken um die Gesundheit das Wohl ihrer Kinder machen.
Das Credo sollte natürlich immer lauten: Für all unsere Kinder nur das Beste.
Für die Eruierung, ob Einlagen für Kinder notwendig und sinnvoll sind, möchte ich (Orthopädieschuhmachermeister Thomas Becker) nun etwas mehr ausholen und aus meiner Praxiserfahrung berichten.
In der Meistersprechstunde werde ich oft gefragt, ob die eigenen Kinder gesunde Füße haben und welches Schuhwerk das Richtige für sie sein könnte. Selbstverständlich gebe ich dazu gerne Beratung. Dafür bin ich gerne da, hier in der geöffneten OSZL-Sprechstunde.
Eine interessante Frage dabei: Sind Einlagen möglicherweise schon im frühen Kindesalter, kurz nach der Geburt, sinnvoll für die kleinen und sensiblen Füßchen?
Ich persönlich würde in so einem jungen Alter davon abraten. Wenn das Kind noch nicht einmal richtig selbständig Gehen gelernt hat, sind Einlagen meist eindeutig zu früh. Denn: Eine normale und gesunde Entwicklung der Kinderfüße muss erst noch stattfinden. Es ist eine Entwicklung, die Zeit benötigt. Eine Verwendung von Einlagen in so jungen Jahren ist daher m. E. nicht sinnvoll.
Für die Entwicklung eines „normalen Gangbildes“ des Kindes, für die Erarbeitung einer ordentlichen Muskulatur sowie straffe Bänder und Sehnen, ist es erst einmal vorteilhaft für das Kind, wenn möglichst unverfälschter Bodenkontakt vorherrschen kann und natürliche Bewegungen ermöglicht werden – ohne den Einfluss von bequemen Einlagen. Über die unterschiedlichen Wahrnehmungen (..z. B. über jene des „Tastsinnes“) und die Ausbildung der eigenen Muskulatur wird es dem Kind erst ermöglicht, richtig „Gehen“ zu lernen.
Warum ist das so?
Jetzt wird es wissenschaftlich:
Über Nervenstränge melden die Sensoren an den Füßen dem Gehirn wichtige Informationen, die unabdingbar sind für eine präzise Steuerung der Muskulatur und den potenziell versuchenden Gehbewegungen des Kindes. Anfangs taumelnd und unsicher, entwickelt sich mit der Zeit jedoch (u. a. dadurch) ein sicherer Gang. Fest steht selbstverständlich: diese Beschreibung hier ist wahrlich nur vereinfacht dargestellt; in der Realität ist dies ein hochkomplexer Prozess. Würden wir dies von computergestützten Robotern verlangen, so wäre eine riesengroße Rechenleistung notwendig!
Das Gehirn des Kindes lernt in jungen Jahren beständig aus den Bewegungen (u. a. der Füße); das Gangbild verbessert sich auf diese Weise mit der Zeit. Werden nun Schuhe oder Einlagen eingesetzt, wird der unverfälschte Bodenkontakt weggenommen; und das kindliche Gehirn kann Schwierigkeiten bekommen seinen Lernprozess vollständig zu entfalten (→ ..in Bezug auf das „Gehen“ lernen..).
Was ist die Alternative zu Einlagen oder Schuhen im Kindesalter?
Ganz einfach: In rutschfesten Socken oder Barfuß die heimische Welt erkunden! 🙂
→ Wie Sie sehen: Im Normalfall benötigt ein Kleinkind noch keine Einlagen.
Es gibt aber Ausnahmen, im Krankheitsfall. Bei bestimmten Erkrankungen werden auch bei Kleinkindern bereits Schuheinlagen nötig. Ein auf Kinder spezialisierter Facharzt für Orthopädie ist dafür eine Diagnose die richtige Anlaufstelle.
Die Regel ist aber:
Normalerweise kommen Kinder mit gesunden Füßen zur Welt. Erst im späteren Lebensverlauf entwickeln sich dann Fehlhaltungen an den Füßen (..z. B. aufgrund von Bewegungsmangel oder Übergewicht..).
Wir vom OSZL-Expertenteam empfehlen deshalb:
Lieber ein wenig länger warten, bevor Einlagen bei Kindern eingesetzt werden. Bei Kleinkindern normalerweise nur in Krankheitsfällen nötig, kann es bei älteren Kindern sinnvoll werden, wenn Erkrankungen der Füße oder Fehlhaltungen vorliegen. In diesen Fällen können sodann spezielle medizinische Schuheinlagen ihren großen Nutzen für die Kinder entfalten.
Noch ein paar abschließende Worte zu diesem Thema:
„Das Vorschulalter ist meist ein geeigneter Zeitpunkt zu erkennen, wo die körperliche Entwicklung des Kindes hingeht und ob man in diese Entwicklung eingreifen muss. Der beste Weg ist meiner Meinung nach: Nicht verrückt machen lassen, aber immer dran bleiben!“
In diesem Sinne,
Ihr Orthopädieschuhmacher von OSZL • Dem Fuß- und Schuhspezialisten
Ausgangsquelle: https://www.einlagen-leipzig.de/orthopadische-einlagen-fur-kleinkinder-ratsam-oder-nicht/