Sabine war über das erste Paar Schuhe mehr als erschrocken, für eine Frau sind solche klobigen Schuhe eine Katastrophe. Die orthopädischen Schuhe von OSZL hingegen sind auf den ersten Blick als solche nicht zu erkennen.

Wenn Einlagen nicht mehr weiterhelfen

Wenn maßgefertigte Schuheinlagen oder technische Anpassungen gewöhnlicher Schuhe nicht mehr ausreichen, weil Fuß- und Beinfehlstellungen so gravierend sind, kommen oft orthopädische Schuhe zum Einsatz. Sie sollen Fehlstellungen ausgleichen, Beschwerden lindern und Komplikationen verhindern.

Sabine T. verdankt solchen Spezialschuhen viel mehr Lebensqualität. Mit ihnen kann sie wieder ihren Alltag bewältigen, am Leben teilnehmen, Freunde treffen, Unternehmungen machen, sogar wandern und ihrer Arbeit nachgehen. Bis vor einigen Monaten noch war all das undenkbar. Sie war auf den Rollstuhl angewiesen, konnte alleine nicht das Haus verlassen, brauchte viel Hilfe und Unterstützung.

Dabei fing ihr Leidensweg recht harmlos an. „Eines morgens bin ich mit Schmerzen in den Füßen aufgewacht, habe mir nicht viel dabei gedacht, bin nach einigen Tagen aber doch beim Arzt vorstellig geworden“, erinnert sie sich. Dieser diagnostizierte einen Fersensporn, also einen knöchernen Sporn am Fersenbein. Sein Rat: viel Bewegung. Sabine ahnte nicht, dass damit alles noch schlimmer werden würde.

Weil noch nach Monaten keine Besserung in Sicht war und stattdessen die Schmerzen immer mehr zunahmen, ließ sie sich eine Überweisung zum Facharzt geben. Und der schickte sie unverzüglich zur Uniklinik weiter. Dort kamen die Ärzte der richtigen Diagnose auf die Spur: Sabine T. leidet an dem sogenannten Charcot-Fuß. Heißt: Es kommt zur Erweichung der Knochen des Fußes und / oder des Sprunggelenks mit anschließenden Knochenbrüchen und Fehlstellungen. In den meisten Fällen tritt diese Erkrankung bei Diabetikern auf, die ein reduziertes Schmerzempfindung an den Füßen haben und Veränderungen nicht wahrnehmen. Nicht so bei Sabine, warum sie darunter leidet, ist noch immer unklar. Klar ist aber: Die Schmerzen waren heftig, jeder Schritt tat weh.

Die Ursache des sogenannten Charcot-Fußes ist medizinisch noch nicht geklärt. Denkbar sind bislang zwei Mechanismen: zum einen eine mechanische Zerrüttung des Fußskeletts mit kleinsten Brüchen der Knochenstruktur und zum anderen eine verstärkte Durchblutung mit Knochenerweichung. Auch Störungen im Knochenzellstoffwechsel können der Erkrankung Vorschub leisten, diese führen zur Auflösung von Knochensubstanz.

Nach der Diagnose dann begann ein regelrechtes Martyrium für Sabine T. Damit die Brüche zum Stillstand kommen und sich die Füße nicht weiter deformieren, bekam sie vorübergehend Orthesen. „Sie erinnern an Skischuhe, sind klobig und unglaublich schwer“, beschreibt Sabine. Ihre Füße waren darin fest verankert, lediglich in der Nacht durfte sie sie ausziehen. „Aber bei jedem noch so kleinen Gang musste ich sie anziehen.“ Ziel der Therapie: Die Reduktion der Stoffwechselaktivität des Fußskeletts.

Das Laufen fiel ihr mit den Orthesen sichtlich schwer, schließlich wiegt eine um die sechs Kilogramm. Ob Treppen, Kopfsteinpflaster oder der Wechsel von einer Straßenseite zur anderen: Alles wurde zur Tortur. Oder schlicht unmöglich. Weshalb Sabine monatelang auf den Rollstuhl angewiesen war. Sie konnte nicht arbeiten, keine Kleinigkeiten erledigen, brauchte Hilfe überall. „Für jemanden für mich, der immer bei allem dabei war, war das Hölle“, erinnert sie sich.

Die Fachärzte in der Uniklinik gingen zunächst davon aus, dass Sabine die Orthesen etwa ein halbes Jahr tragen muss, bis sie auf orthopädische Schuhe umsteigen kann. „Leider zog sich der Prozess deutlich länger hin“, erzählt sie. Erst nach zweieinhalb Jahren gaben die Ärzte ihr OK zum Wechsel auf orthopädische Schuhe. „Und ab da ging es wieder bergauf“, sagt Sabine und lacht. Plötzlich war wieder alles machbar, was vorher unmöglich war.

Zurück ins Leben – mit orthopädischen Schuhen

Hinter Sabine liegt ein jahrelanges Martyrium. Sie leidet an dem sogenannten Charcot-Fuß, eine Erkrankung, bei der es zur Erweichung der Knochen des Fußes und / oder des Sprunggelenks mit anschließenden Knochenbrüchen und Fehlstellungen kommt. Um die Brüche zum Stillstand zu bringen, war die 57-jährige Leipzigerin zweieinhalb Jahre auf Orthesen angewiesen. Sie erinnern an Skischuhe, sind unglaublich schwer und klobig und halten den Fuß ruhig, damit keine weiteren Knochen bei Belastung brechen können.

Die zweieinhalb Jahre waren für Sabine eine ungeheure Belastung. Dann aber gaben die sie behandelnden Ärzte der Uniklinik grünes Licht für orthopädische Schuhe. Diese kommen dann zum Einsatz, wenn es gelungen ist, Fußform und Struktur mithilfe der Orthesen zu erhalten. „Ich war unglaublich glücklich, als ich zum Orthopädieschuhmacher durfte“, erinnert sie sich. Sie nahm die Empfehlung von Seiten der Ärzte an und sprach bei einem Schuhmacher vor. „Was dann aber passierte, treibt mir noch heute die Tränen in die Augen“, erzählt sie. Auswahl? Fehlanzeige. Dennoch lässt sie sich ein Paar anfertigen. Das Ergebnis sind Exemplare, die an Bauarbeiterschuhe erinnern, sie sind klobig und hässlich. „Als ich die gesehen habe, hab ich nur gedacht, dass ich als Frau unmöglich den Rest meines Lebens darin rumlaufen kann.“

Doch für Sabine zeichnet sich nach langer Zeit endlich eine Wende ab. Sie wird beim Orthopädie-Schuh-Zentrum Leipzig (OSZL) vorstellig, lässt sich beraten, sucht nach einer Lösung, mit der sie leben kann. Und wird fündig. Sabine hat hier die Qual der Wahl, sie bekommt einen Katalog, aus dem sie sich den für sie passenden Schuh raussuchen kann. „Nach meinem ersten Anlauf dachte ich ja, dass es keine besseren Varianten von orthopädischen Schuhen gibt“, erinnert sie sich. Ein Trugschluss, wie sich bei ihrem ersten Besuch bei OSZL herausstellte.

„In dem Katalog gab es alles: Winterschuhe, Sommerschuhe, alle Muster, alle Farben, alle Materialien, sogar verschiedenen Schnürsenkel.“ Sabines neue Schuhe müssen nur eine Voraussetzung erfüllen: Sie müssen über das Sprunggelenk gehen, weil auch der Knochen mittlerweile angegriffen ist.

Nach der ersten Beratung und vielen Blicken in den Katalog steht die Auswahl fest. Sabine entscheidet sich für einen schwarzen Winterschuh, der auf Anhieb nicht als orthopädischer Schuh zu erkennen ist. Was folgt, ist das Maßnehmen ihrer Füße. Die Orthopädieschuhmacher nehmen nicht nur einen Blauabdruck, um die Konturen und Strukturen der Fußsohle nachzuvollziehen, sondern legen Sabine auch einen Gipsverband an, um die Form von Fuß und Sprunggelenk zu erfassen.

Nach gerade einmal wenigen Wochen war das neue Paar Schuhe fertig – und Sabine glücklich. Ihr Fuß ist im Schuh wie in einer Extra-Schale eingebettet, hat also nicht viel Bewegungsfreiheit, die Schale ist gepolstert, der Schuh als solcher sieht dennoch zierlich und elegant aus. „Gerade für Frauen ist es doch wichtig, dass die Schuhe schick sind“, macht sie deutlich. Sie trage gerne mal ein Kleid oder einen Rock. „Mit dem ersten Paar war das undenkbar, da habe ich mich zuhause versteckt“, sagt sie. Erst mit dem neuen Paar sei sie wieder gerne unterwegs, könne anziehen, was sie wolle.

Die orthopädischen Schuhe bringen aber noch einen anderen gravierenden Vorteil mit sich: Sabine kann wieder arbeiten, einkaufen gehen, ist kaum noch auf Hilfe angewiesen. Mit anderen Worten: „Ich lebe wieder“, betont sie. Selbst Fahrradfahren sei wieder möglich. Jetzt planen Sabine und ihr Mann nach der langen Zeit wieder einen Urlaub. „Und dort werde ich bestimmt auch mal wieder wandern gehen.“

Vom OSZL-Team wird Sabine engmaschig überwacht, damit Schuhe und Füße eine Einheit bilden und sich die Erkrankung nicht verschlimmert. Die Leipzigerin hofft, dass sie für den Sommer nun ein weiteres Paar bekommen kann. Denn eigentlich hat sie mit zwei Paar Schuhen, für die die Krankenkasse die Kosten übernimmt, ihr Budget ausgeschöpft. Für die Erstausstattung mit orthopädischen Schuhen bewilligt die Kasse zwei Paar Straßenschuhe, hinzu kommen orthopädische Hausschuhe, die aber frühestens nach vier Jahren ersetzt werden.